Der Begriff „Blended Learning“ ist mit zunehmender Digitalisierung häufiger zu hören. Der Begriff gewann in der Pandemie nochmals an Bedeutung. Inzwischen hat die Nutzung des Begriffes schon inflationäre Züge. Aber was ist „Blended Learning“ überhaupt? Ist es nur ein Hype? Ändert sich Schule, Unterricht und Lernen grundsätzlich? Wird Lernen nur noch digital sein?

Hier ein Versuch etwas Licht und Abgrenzung einzubringen, ohne wissenschaftlichen Anspruch epischen Umfanges.

Blended Learning beschreibt die Vermischung unterschiedlicher Lernmethoden.

Ziel ist ein abwechslungsreicher und motivierender Unterricht. Dabei sollen die Lernziele (Sachgegenstand, Kompetenzen, …) effizient erreicht werden. Das ist nicht neu und hat nicht zwingend etwas mit Digitalisierung zu tun. Engagierte Lehrkräfte haben schon immer Methoden, Medien und Sozialformen zu abwechslungs- und lehrreichen Unterrichtsstunden kombiniert. Früher vollanalog! Es gab ja nichts anderes.

„Blended Learning“ ohne digitale Medien? Heutzutage nicht denkbar, … es sei denn die Lehrkraft ist völlig aus der Zeit gefallen. „Blended Learning“ ist nicht gleichzusetzen mit völliger Digitalisierung des Lernens. Lernen ist ein analoger Vorgang. Wir lernen durch sinngestützter Auseinandersetzung mit unserer Umwelt. Unsere Sinne sind analog, unser Gehirn verarbeitet analog, wir lernen analog. Es geht nicht anders, weil wir analog sind. Das Lernen war schon immer so.

Es geht nicht um die Digitalisierung des Lernens, sondern um das Lernen mit digitaler Unterstützung.

Neurologischer Standpunkt

Digitale Medien und Werkzeuge bieten mannigfaltige und fantastische Möglichkeiten Unterricht zu gestalten. Unterricht ändert sich. Wenn „Blended Learning“ mit digitaler Unterstützung Unterricht neu gestaltet, ist dann nicht auch das Lernen neu? Kurz gefasst, mit der Gefahr im Detail ungenau zu sein: Nein! Die Neurologie ist sehr nüchtern und stellt fest, dass Lernen der Aufbau von Neuronenpopulationen ist. Punkt! Keine Rede von Digitalisierung, neuen Medien und einem „Neuen Lernen“. Es gibt auch kein „Altes Lernen“. Diese Schubladen sind nicht bekannt. Es kommt laut Neurologie auf essenzielle Dinge an, wie …

  • Unterricht macht Spaß.
  • Wiederholungen, kurz aber häufig.
  • Lernen an guten Beispielen und in Zusammenhängen.
  • Fehler reflektieren.
  • Verknüpfungen zu Vorwissen herstellen.
  • Leitung durch Interesse und Sinn.
  • Aktives Handeln und Nutzung möglichst viele Sinne.

Das hat nichts mit Digitalisierung zu tun. Aber geht es in unserer Zeit sehr wohl darum, Unterricht und Lernsituationen mit digitalen Elementen/Werkzeugen unterstützend aufzubereiten. Denn das ist wichtiger denn je, der Aufbau von digitalen Kompetenzen, um fit zu sein für die Herausforderungen in unserer Gesellschaft und im Beruf. Wie weit das funktioniert ist von den Lehrkräften, von Euch und von grundlegenden Rahmenbedingungen abhängig.

Spannendes Thema, spannende Zeit, Schule im Übergang … und wir mittendrin!

Häufig werden andere Schlagwörter mit „Blended Learning“ in einem Atemzug genannt. „Learning for digital natives“ oder „New learning for new work“ klingen wie die Verheißung auf das neue Land und lassen sich hervorragend für die Außendarstellung von Schule nutzen. Digital und neu! Welche Schule will das nicht sein? Aber weißt Du, als „Kunde“ deiner Schule, was damit überhaupt gemeint ist? Was wird Dir verkauft? Nehme deine Unterrichtsstunden nicht nur fachinhaltlich war, sondern sei kritisch und beobachte auch motivierende und abwechslungsreiche Situationen. Welchen Eindruck hast Du? Der Hintergrund einiger Schlagwörter wird hier kurz angedeutet.