Über die Gründe für die „Notlage Nachhilfe“ wird hier nicht philosophiert. Liegt es nun an deinen Eltern, den Lehrkräften, dir selbst, dem Bildungssystem, … whatever the fuck? Durch diese Diskussion wird kurzfristig keine Note besser. Alle folgenden Darstellungen dienen der Orientierung und können dir eventuell helfen, den nächsten Schritt zu wagen.

Dir ist klar, dass deine Noten schieße sind! Diese Klarheit schafft dir die Sicherheit, dass etwas passieren muss. Nachhilfe ist der erste Gedanke. Und damit bist Du nicht alleine. Nachhilfe sollte eine Notlage sein. In der Realität ist es aber Alltag für ca. 20% aller Schüler ab Klassenstufe 5 und aufwärts. Zumeist in den Hauptfächern wie Deutsch, Mathe und/oder einer Fremdsprache.

In deiner konkreten Situation geht es um die Versetzung? Um eine einzelne Klausur, die den drohenden Unterkurs noch verhindern sollen könnte (oder bei Untätigkeit für diesen sorgt)? Soll ein tolles Bewerbungszeugnis für die Wunsch-Ausbildungsstelle gepusht werden? Du hast Sorge, die Gesamtpunktezahl in der schriftlichen Abiturprüfung nicht zu rocken? Oder, oder, … Du wirst deine Gründe haben.

Klarheit schafft Sicherheit! Nichts ist klarer als beschissene Noten. Sicher ist dann der Gedanke an Nachhilfe.

Klar ist auch, dass Nachhilfe dich sicher nicht retten wird, wenn deine Faulheit und Bequemlichkeit das Problem sind. Dann kann dich keiner retten. Prüfe erstmal, ob diese Annahme zutrifft 😉

Ok, … die Ursachen sind also anders gelagert. Jetzt kommt wieder ein kluger Spruch:

Niemand kommt um dich zu retten. Du musst aktiv werden.

Schön. Du wirst aktiv und suchst Nachhilfe. Aber wer, wo und wie? An der Stelle hört die Sicherheit auf.

Bei dir vor Ort kann es sein, das Nachhilfeangebote gar nicht öffentlich in Erscheinung treten. Also ohne Werbung, sondern nur über Mundpropaganda oder Zettel am Aushang des Lebensmittelladens deines Vertrauens. Gar nicht so einfach. Du musst dich umhören, dich bewegen und Leute ansprechen.

Gibst du Nachhilfe als Suchbegriff ein, überrollt dich ein Tsunami an Angeboten: Schülerhilfe sonstwo, Nachhilfe irgendwie, Studienkreis sowieso, Abacus, Tutoria, GoStudent, Lernigo, Sofatutor, Learnattack… Holy Moli!
Einer der Anbieter wirbt mit 23000 Nachhilfelehrern, 30 Fächern, 11 Mio. unterstützten Familien, individueller Lernziel-Abstimmung, persönlicher Online-Nachhilfe, Lehrern des Vertrauens, Nachhilfe für alle Altersgruppen und Schulstufen, irgendwelche Zertifikate, Entfaltung des vollen Potentials, … wow!
Andere Plattformen werben ähnlich. Kannst Du es überprüfen? Ich kann es nicht!

Lernplattformen preisen sich an, wie Gott das gelobte Land! Aber ist Pilgern dein Ding?

Die Auswahl an Angeboten und Versprechungen fördert nicht deine Sicherheit? Scheiße nochmal, … sollst du bei x Plattformen x Gratis-Probestunden buchen? Jede besitzt dann deine personenbezogenen Daten! Wir sprechen hier nicht nur von der E-Mail Adresse.
Ähnlich wie im Gym werden Mitgliedschaften abgeschlossen. Laufzeiten bis 24 Monate mit Kosten bis zu 160€/Monat (je nach Dauer der Mitgliedschaft und durchschnittlicher Nutzung). Merkste selber! Dafür musst du und/oder deine Eltern (als Finanziers) der Typ sein.

Die passende Nachhilfe zu finden kann schwierig sein.

Folgende Gegenüberstellung bietet etwas Orientierung (?):

(1) Private Nachhilfe/Präsenznachhilfe

Es handelt sich um die gängigste Form der Nachhilfe. Die Nachhilfelehrer sind meist vorher schon bekannt und kommen aus der gleichen Gegend: Eigene Mitschüler oder deren ältere Geschwister, Schüler höherer Klassenstufen, der Student aus der Nachbarschaft, die pensionierte Lehrkraft von nebenan, Ebay Kleinanzeigen, … schau/höre dich um! Tipp: Vermeide die eigenen Eltern. Geht häufig nicht gut!

+ Nachhilfe nach eigenen Wünschen (Zeiten und Schwerpunkte)
+ spontane Termine in akuter Notlage, hohe Flexibilität
+ Nachhilfe in gewohnter Umgebung
+ Einzelnachhilfe oft sehr effektiv, ungeteilte Aufmerksamkeit
+ keine Laufzeiten, Preise oft VB
+ Lernhilfe nutzen, wenn es (akut) notwendig ist (z.B. Klausurvorbereitung)

– nicht jedes Fach kann abgedeckt werden
– Unzuverlässigkeit, Termine können kurzfristig abgesagt werden
– der Nachhilfelehrkraft fehlen pädagogische Fähigkeiten und didaktische Skills
– Einzelnachhilfe kann anstrengend sein

(2) Institutionelle Nachhilfe in Präsenz

Die Nachhilfe findet meistens in den Räumlichkeiten des Nachhilfezentrums statt, also in der Institution. Auch „Lerncafes“ im privaten Bereich können diesen Charakter besitzen. Die Nachhilfe ist in Gruppen organisiert, Einzelnachhilfe ist seltener der Fall.

+ Nachhilfelehrer sind geschult, besitzen fachbezogene Abschlüsse und/oder Qualifikationen im Bildungsbereich
+ Hausaufgabenbetreuung
+ Lernen in der Gruppe kann die Motivation erhöhen
+ soziale Interaktion in Präsenz bringt Spaß
+ Gruppenlernen ist preisgünstiger
+ Diskussionen in Gruppen festigt den Lernstoff
+ Einzelnachhilfe in akuter Notlage 

– Institutionen nicht in jeder Ortschaft ansässig, evtl. längere Fahrten notwendig
– heterogene Gruppen, möglicherweise wechselnde Gruppenmitglieder
– möglicherweise feste Terminabsprachen, weniger Flexibilität
– nicht jedes Fach kann abgedeckt werden

(3) Institutionelle Online-Nachhilfe

Online-Nachhilfe muss nicht institutionell sein. Die private Nachhilfe kann es auch. Der Markt der Online-Nachhilfe wird aber von den großen Nachhilfe-Plattformen besetzt. Einige wenige wurden ja bereits aufgezählt.

+ Lern-Apps mit zeitlich hoher Flexibilität nutzbar
+ schnelle Fehlererkennung und Analyse, schnelles Feedback
+ Zugang über jedes digitale Endgerät möglich, keine Ortsbindung gegeben
+ qualifizierte Nachhilfelehrer
+ Nachhilfestunden methodisch strukturiert
+ Gruppenlernen hilft Gedanken/Ideen zu vernetzen

– stabile breitbandige Internetverbindung zwingend notwendig
– begrenzte Datenvolumen (Prepaid-Tarife) können schnell ausgenutzt sein
– Vertrag mit Mindestlaufzeit !!!
– hohes Maß an Selbstständigkeit erforderlich
– bei jungen Kindern kann die elterliche Hilfe erforderlich sein
– ruhiger Ort notwendig
– keine Haptik möglich, Lerngegenstände sind nicht greifbar
– Lernen in festen Gruppen erfordert feste zeitliche Absprachen
– man lässt die Hose runter (persönliche Daten, Lernstandsanalyse, etc.)

Fazit

Macht Nachhilfe für dich Sinn? Das musst du in deiner Situation selber entscheiden. Grundsätzlich, … also bei statistisch relevanter Fallanzahl, schon!
Eine Längsschnittanalyse der Universität Bayreuth zeigt einen positiven Effekt. Über einen Zeitraum von mehreren Monaten tritt eine Notenverbesserung um eine Note ein. Besonders wirksam ist die Möglichkeit der besseren Binnendifferenzierung. Zudem verringert sich mit steigendem Erfolg die Prüfungsangst, das Selbstvertrauen steigt, die Motivation nimmt zu und die Beziehung zu den Eltern entspannt sich.

Mein Tipp: Die institutionelle Online-Nachhilfe sollte nicht die erste Wahl sein. Orientiere dich zuerst in deinem Umfeld. Frage nach, höre zu, vertraue der Mundpropaganda, Ebay Kleinanzeigen, Google & Co., scanne schwarze Bretter… es gibt vor Ort bestimmt eine Nachhilfe in Präsenz. Bei Privatnachhilfe und institutioneller Nachhilfe in Präsenz überwiegen die Vorteile, die möglichen Nachteile sind akzeptabel. Ist aber nur meine subjektive Wahrnehmung.

Du bist garantiert nicht der einzige Schüler deines Jahrganges, der Probleme mit Mathe, Englisch, oder sonst was hat! Organisiert euch, bildet eine eigene Nachhilfegruppe! Ein Versuch ist es wert!

Nachhilfe in deiner Umgebung?

Du hast Nachhilfemöglichkeiten in deiner Umgebung kennengelernt und bist begeistert? Die Nachhilfe hat eine Webseite und/oder wirbt bei Ebay Kleinanzeigen? Lass andere auch davon profitieren und wir setzen hier einen Link. Schreib eine Mail mit kurzer Info zum Nachhilfeanbieter (Webpage, Fächer, etc.).